Blumenthal. Seit Jahren steht fest, dass die Klassen des Blumenthaler Schulzentrums die ersten sein sollen, die auf den Bildungscampus im Kämmerei-Quartier umziehen – nur nicht, wie deren Gebäude eigentlich aussehen wird. Bis jetzt. Das Bremer Architekturbüro Feldschnieders und Kister hat den Entscheidern der Bildungs- und Baubehörde mehrere Entwürfe vorgelegt, die aus der früheren Sortierhalle einen Schulbau machen. Eines der Konzepte ist nach Ansicht der Ressortvertreter so gut, dass es zur finalen Fassung weiterentwickelt werden soll. Und dass schnell. Der Umzug der Schüler soll sich nicht noch mehr verzögern.
Dass alles später fertig wird als anfangs angekündigt, hat Udo Stoessel im November mitgeteilt – und gleich einen neuen Termin genannt: 2024/2025. Was ein Schuljahr später ist als geplant. Nach den Worten des Referatsleiters der Bildungsbehörde waren die bisherigen Zeitpläne zu euphorisch für das Millionenprojekt. Der Campus im Kämmerei-Quartier ist momentan das größte städtebauliche Vorhaben in Bremen, an dem das Ressort beteiligt ist. 3000 Schüler und mehrere Hundert Lehrer sollen den früheren Industriestandort zum Bildungsstandort machen. Auf das Blumenthaler Schulzentrum werden drei weitere Einrichtungen aus dem Bremer Norden und Westen folgen.
Pläne, wie alles werden soll, gibt es bisher ausschließlich für das Schulzentrum – und auch nur für den ersten Bauabschnitt. Später soll es noch einen zweiten geben, der den Altbau um einen Neubau erweitert. Stoessel sagt, dass die 900 Blumenthaler Berufsschüler, die momentan an zwei Standorten unterrichtet werden, in Etappen umziehen werden: erst die Klassen, die an der Schule an der Egge untergebracht sind, dann die aus der Dependance an der Lüder-Clüver-Straße. Er geht davon aus, dass der Anbau 2026/2027 fertig wird und es dann nur noch eine Adresse des Schulzentrums gibt: An der Wollkämmerei, Gebäude 43 und 44. So steht es zumindest auf dem Entwurf der Architekten anstelle von Hausnummern.
Nach Rechnung von Matthias Feldhaus hat es fünf Versionen von der Frontfassade gegeben. Der Planer ist einer von mehreren Mitarbeitern, die das Projekt bei Feldschnieders und Kister betreuen. Und immer wieder mit der Denkmalpflege abstimmen. Feldhaus spricht von mehreren Gesprächen und Rundgängen, die es mit Vertretern des Landesamtes gab. Demnächst steht wieder ein Treffen an. Im Februar wollen die Architekten so weit sein, dass sie die endgültige Version ihres Konzeptes für den Umbau des Sortiergebäudes vorstellen können. Dann soll in ihrem Entwurf auch ein Treppenhaus zu sehen sein, das an einer Außenmauer vorgesehen ist, weil drinnen der Platz anderweitig genutzt werden soll, vor allem für den Unterricht.
Behördenmitarbeiter Stoessel kündigt 52 Lernräume an, 31 im Alt- und 21 im Neubau. Klassenzimmer sagt er nicht, weil ihm zufolge die Ausstattung für Berufsschüler eine andere ist. Unterrichtet werden soll in der früheren Sortierhalle vor allem in den drei oberen Etagen. Im Erdgeschoss sind ein Foyer, Fach- und Verwaltungsräume sowie eine Veranstaltungsfläche geplant. Von außen wird sich das Parterre mehr verändern als die Etagen darüber. Alles soll ebenerdig und damit barrierefrei werden. Darum sind die Rundbogenfenster im Konzept der Architekten auch bis zum Boden verlängert und die Kellerräume, die bisher für einen Treppenversatz gesorgt haben, gestrichen worden. Sie sollen zugeschüttet werden.
Stimmen die Entscheider der Ressorts und der Denkmalpflege im Februar der finalen Fassung zu, wird das Sortiergebäude voraussichtlich im Sommer zur Baustelle. Das meint jedenfalls Referatsleiter Stoessel. Und auch, dass die Handwerker beim Dach beginnen werden, weil dessen Zustand so schlecht ist, dass es abschnittsweise gesichert werden muss. Der Behördenmitarbeiter sagt, dass der Altbau und der Anbau zusammengerechnet auf eine Grundrissfläche von fast 12.000 Quadratmeter kommen. Und dass es rund 40 Millionen Euro kosten wird, die frühere Sortierhalle zu sanieren und anschließend zu erweitern.
Für alle vier Schulen, inklusive Mensa, Bibliothek und Sporthallen, sind vor Jahren mal Kosten von 200 Millionen Euro hochgerechnet worden. Und eine Bau- und Planungszeit von acht bis zehn Jahren. 2019 war das. Damals hieß die Bildungssenatorin noch Claudia Bogedan. Jetzt heißt die Behördenchefin Sascha Aulepp (SPD) – und hält es Stoessel mittlerweile für realistischer, dass der Blumenthaler Berufsschulcampus erst nach 2030 fertig wird. Eine Jahreszahl nennt er nicht.
Quelle: Weser Kurier Digital GmbH, Seite 3, Lokales, Jan 20, 2022