„Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts“ – Goethe

Dieses Zitat von Goethe passt sehr gut zu mir, denn ich war schon immer neugierig und sehnte mich danach, neue Erfahrungen zu machen. Die Möglichkeit, in einer völlig neuen Umgebung zeitweise zu arbeiten und zu leben, erschien mir als eine spannende Herausforderung, bei der ich meine Englischkenntnisse vertiefen und mich beruflich sowie persönlich weiterentwickeln konnte. Als ich schließlich in Dublin ankam, eröffnete sich mir ein Ort voller wunderbarerer Eindrücke und unerwarteter Begegnungen.

Bereits vor meiner Ankunft, direkt nach der Buchung meiner Unterkunft, machte ich positive Erfahrungen. Und zwar mit John meinem Vermieter, der sich kurz nach meiner Buchung über Airbnb, um mich kümmerte und mir die beste Busverbindung zu meiner Praktikumsstelle heraussuchte. An meinem Ankunftstag empfing mich John trotz meiner verspäteten Ankunft wegen des Schneechaos in Deutschland, herzlich gegen 23:30 Uhr auf der Straße. Diese warmherzige Begrüßung war nur der Anfang zahlreicher weiterer hilfsbereiter Begegnungen, die mir halfen, mich schnell in der Stadt heimisch zu fühlen.

In den ersten Wochen meines Aufenthaltes hatte ich mir meine Unterkunft für die zweite Hälfte meines Praktikums angesehen. Da die Busfahrt zur Schule etwa eine Stunde dauerte, suchte ich nach einer unkomplizierten und nachhaltigen Lösung, mobil zu sein. In den Weihnachtsferien zu Hause kam mir die Idee, einen Tretroller für die zweite Hälfte meiner Zeit in Dublin mitzunehmen. Nach einem Test in einem Geschäft in Bremen stellte ich jedoch fest, dass dies keine praktikable Lösung für die 4km lange Strecke war. Also entschied ich mich dafür, mir in Dublin ein Fahrrad anzuschaffen. Ich packte meine Warnweste, Fahrradlampen, Helm, Klingel und Fahrradschloss in meinen Koffer und machte mich gleich am Tag meiner Ankunft in Dublin auf den Weg zu einem nahegelegenen Fahrradladen. Die Anschaffung gestaltete sich zunächst holprig, da das günstigste Angebot für ein gebrauchtes Fahrrad stolze 170 Euro betrug. Mit begrenzten finanziellen Mitteln und dem festen Entschluss, eine preiswertere Option für die restlichen 4 Wochen zu finden, gelang es mir schließlich, in dem Laden ein altes, gebrauchtes Mountainbike „for free“ zu ergattern. Bevor ich mich in den Verkehr stürzte, pumpte der nette Mitarbeiter noch die Reifen auf und überprüfte die Bremsen. Diese unkomplizierte Hilfsbereitschaft ist typisch für Irland. Ich war sehr dankbar für meinen lila Flitzer, der mich fortan umweltbewusst und zuverlässig zu Einkäufen, an den Strand, in die City und zur Schule brachte.

Der Verkehr in Dublin gestaltete sich herausfordernd, und wie treffend in Reiseführern beschrieben wird, soll man immer das Unerwartete erwarten. So sind missachtete rote Ampeln in Irland keine Seltenheit. Die Tatsache, dass man in Irland auf der linken Straßenseite fährt, war für mich anfangs schwierig. Doch es gelang mir recht schnell, mich in die Verkehrsdynamik zu integrieren und sogar die Kreisverkehre zu meistern. Die Entscheidung mir ein Fahrrad zu besorgen, war goldrichtig und machte mich in meiner Mobilität viel freier als in der ersten Hälfte meines Aufenthaltes. Darüber hinaus gefiel mir dabei besonders der umweltfreundliche Aspekt.

Eine weitere Hürde überwand ich, als ich nach gut zwei Wochen mit einem defekten Teil an meinem Fahrrad auf die Unterstützung des Fahrradladens angewiesen war. Die prompte und kostenlose Reparatur durch den freundlichen Mitarbeiter verdeutlichte mir erneut die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in dieser Stadt.

Da ich möglichst viele landestypische Aktivitäten erleben wollte, stand ganz oben auf meiner To-do-Liste, ein Gaelic-Football- oder Rugby-Spiel anzusehen. Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es mir schließlich an meinem letzten Tag in Dublin. Als ich mein Fahrrad zurück zum Laden brachte, hörte ich laute Fangesänge aus einem benachbarten Stadion. Ein entgegenkommender Passant erklärte mir, dass dort Collegemannschaften Rugby spielten und das Spiel gerade erst begonnen hatte. Ich beeilte mich das Fahrrad abzugeben und konnte so noch die pulsierende Atmosphäre im Stadion genießen. Mein erstes Rugby-Spiel, was für ein Erlebnis!

Ein weiteres beeindruckendes Erlebnis während meines Aufenthaltes war das Baden im Atlantik. Während meiner Spaziergänge am Meer beobachtete ich fasziniert Einheimische, die sich trotz der kalten Witterung im Dezember ins Meer wagten. In Dublin gibt es verschiedene Badestellen am Meer, an denen man entweder über Stufen oder Rampen ins Wasser gelangen kann. Inspiriert von den einheimischen Schwimmern, beschloss ich, dieses Erlebnis selbst zu probieren. An einem sonnigen Tag schnappte ich mir meine Badesachen und wagte mich in die 10° C kalten Fluten. Es war unglaublich kalt, aber ich bin sehr stolz darauf, mich überwunden zu haben. Auch hier erlebte ich wieder die Hilfsbereitschaft der Dubliner, denn andere Schwimmer sahen, dass ich anfangs neugierig schaute, und kamen auf mich zu, um mir zu erklären, wo und wie ich am besten ins Wasser gelangen konnte.

Insgesamt war mein Praktikum in Dublin nicht nur eine berufliche Erfahrung, sondern auch eine Reise voller kultureller Entdeckungen und unvergesslicher Erlebnisse.
Manche Dinge im Leben sind unwiederbringlich vorbei, so wie mein Praktikum in Irland. Doch das bedeutet nicht, dass sie verloren sind. Im Gegenteil, ich wurde reich beschenkt mit dem, was ich erlebt und gesehen habe.

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