Hammerschläge hallen durch den Klassenraum. Auf einem Tisch bespannt Shirzad einen rechteckigen Holzkasten mit Drahtgitter. Tannenzapfen, Rindenmulch, Schilfröhrchen, Strohhalme und ein Lochziegel füllen das Innere. Candan, die den Kasten festhält, während Shirzad hämmert, erklärt: „In die Halme können Spinnen und Ameisen krabbeln, die Tannenzapfen dienen Käfern als Versteck.“ Mit einer Gruppe weiterer Schüler basteln die beiden im Schulzentrum Blumenthal Insektenhotels.
An diesem Vormittag stehen nicht Deutsch und Mathematik, sondern kreatives Gestalten für die rund 180 Schüler der Beruflichen Schulen für Hauswirtschaft und Sozialpädagogik auf dem Lehrplan. Beim Kreativtag wird gemalt, gekocht, gewerkelt und gebastelt. In 16 Workshops geht es um das Thema Mensch und Umwelt. Tetra-Verpackungen werden zu Blumentöpfen und Futterhäusern recycelt, aus Stoffresten entstehen Türkränze, die Schüler kosten vegane Alternativen zu Milch und stellen umweltschonende Wachstücher als Ersatz für Alu- oder Frischhaltefolie her.
Das Insektenhotel von Shirzad und Candan ist fast fertig. Ein Holzbrett als Dach fehlt noch und ein mit Stroh gefüllter Blumentopf als Unterschlupf für Ohrenkneifer. Auf dem Schulgelände sollen alle Kästen später aufgehängt werden. „Insektenhotels sind wichtig für den Umweltschutz. Für Zuhause will ich noch eines in einfacher Form bauen“, sagt Shirzad.
In der Schulküche brutzeln derweil Schüler aus der Sprachlern- und der Alphabetisierungsklasse. Die Mädchen bereiten Frikadellen aus Bio-Hackfleisch zu, die Jungen Grünkernbratlinge. „Die Schüler sollen den Unterschied im Geschmack kennenlernen und auch lernen, wie sie Burger selber machen können“, sagt Lehrmeisterin Ulrike Ebert. Azis hat Gemüse für den Grünkernbratling klein geschnitten: Möhren, Zwiebeln, Porree und Knoblauch. „Wenn das Öl im Topf heiß ist, tust du das Gemüse rein und rührst es um“, erklärt ihm Lehrmeisterin Martina Wilken-Kurz.
In einem Klassenraum mischen sich dumpfe Trommelschläge mit glockenhellen Klängen. Hier machen Schüler mit Müll Musik – mit Instrumenten, die sie aus Abfällen bauen. In Regenmachern aus Pappröhren rasseln Reiskörner. Aus einem ausrangierten Gartenschlauch und einem Haushaltstrichter hat Nuray eine Trompete gebastelt. Gerade klebt sie das Mundstück an, das sie aus Tonpapier zugeschnitten und geformt hat. Neben ihr schlägt Ali die Trommeln, einen mit rotem Krepppapier verzierten leeren Farbeimer und einen Kanister. Malva bringt ihr Glockenspiel zum Klingen. Fünf Glasflaschen hat sie an einem Holzstab aufgehängt und unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllt. Mit einem Stock schlägt sie gegen die Flaschen: Wo wenig Wasser drin ist, klingt es heller, wo mehr drin ist dunkler.
„Umweltschutz betrifft alle. Wir wollen unsere Schülerschaft mit den Workshops anstoßen, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen“, sagt Lehrerin Judy Kohlstädt, die den Kreativtag federführend für die Schule betreut. „Das Projekt ist eine gute Möglichkeit, den Schülern spielerisch Sachinhalte zu vermitteln und ein abstraktes Thema wie Umweltschutz begreifbar zu machen“, ergänzt Claudia Beißwanger von Quartier.
Der Verein ist kultureller Praxispartner der Schule im Rahmen des Programms „Kreativpotenziale Bremen“, einer 2014 gestarteten Initiative des Bildungs- und des Kulturressorts. Das Schulzentrum Blumenthal ist eine von sieben Schulen im Land Bremen, die an dem Programm teilnehmen. Ziel ist die Stärkung kultureller Bildung. Im Rahmen des Programms hat das Schulzentrum zum dritten Mal einen Kreativtag ausgerichtet.
Louis Kellner (Fotos)und Gabriela Keller (Text)
Für den Umweltschutz kreativ